Graf Georg Ludwig Sinzendorf


*17.6.1616 bis †14.12.1680

Biographie

Die aus Niederösterreich stammende Familie Sinzendorf gehörte im 17. Jahrhundert zur hochadeligen Führungsschicht, die die wichtigsten Ämter am Hof und in der Armee besetzte und als Berater des Kaisers die Politik entscheidend mitbestimmte. Diese Adelsfamilien besaßen großen Grundbesitz in Niederösterreich und prägten das Land als Herrschaftsbesitzer, Politiker und Unternehmer.

Graf Georg Ludwig Sinzendorf, Gründer der Seidenfabrik in Walpersdorf, war einer jener frühen Unternehmer, die die modernen Wirtschaftsideen des Merkantilismus umzusetzen versuchten, aber in der Praxis scheiterten. Ziel war die Hebung der Volkswirtschaft, insbesondere durch eigene Erzeugung von bisher aus dem Ausland importierten Waren. Zu den bedeutendsten Wirtschaftstheoretikern der Zeit gehörten Philipp Wilhelm Hörnigk, der mit seinem Buch "Österreich über alles, wann es nur will" (1648) berühmt wurde sowie Wilhelm von Schröder und Johann Joachim Becher. Becher gründete eine orientalische Handelskompanie, die aber ebenso zugrunde wie die auf sein Gutachten hin gegründete Seidenfabrik Sinzendorfs in Walpersdorf.

Graf Georg Ludwig Sinzendorf war als langjähriger Hofkammerpräsident Leiter des Finanzwesens. Durch seine Heirat mit Anna Regina Jörger wurde er 1656 Inhaber der Herrschaft Walpersdorf bei Herzogenburg, wo er 1666 unter der Leitung Bechers eine Seidenfabrik gründete, eine der ersten Fabriken des Landes. Die Rohseide kam aus Italien und wurde nicht nur versponnen, sondern teilweise zu Bändern und teilweise in einer eigenen Strumpfmühle in Walpersdorf zu Fertigprodukten verarbeitet. Die Seidenarbeiter wie Zwirner und Färber wurden aus dem Ausland - Niederlande, Venedig und München - angeworben. Der Betrieb war nur kurzzeitig erfolgreich und machte bald hohe Verluste. Wegen Unterschlagungen wurde der Hofkammerpräsident 1680 schließlich seiner Stellung enthoben und zu einer hohen Strafe verurteilt. Er starb noch im selben Jahr. Wenige Jahre nach seinem Tod ging die Seidenfabrik im Türkenjahr 1683 zugrunde. Trotz dieses schmachvollen Endes machte sein Sohn Philipp Ludwig Wenzel Karriere als Diplomat, wurde österreichischer Hofkanzler und prägte jahrzehntelang die österreichische Außenpolitik entscheidend mit.